Börsen-Zeitung: "2025 als Jahr der Kapitalmarktkultur", Gastbeitrag von Eric Leupold, Head of Cash Market, Deutsche Börse AG

01. März 2025

Börsen-Zeitung: "2025 als Jahr der Kapitalmarktkultur", Gastbeitrag von Eric Leupold, Head of Cash Market, Deutsche Börse AG

ETFs sind entscheidend für den Vermögensaufbau von Privatanlegern und stärken die Kapitalmarktkultur in Deutschland. Bei der Demokratisierung der Geldanlage spielen sowohl die Politik wie auch Xetra als Referenzmarkt für ETFs eine zentrale Rolle.
 

Titel: Eric Leupold, Head of Cash Market, Deutsche Börse AG

Die Börse war schon immer ein Ort der Begegnungen. Ein Treffpunkt für Unternehmen und Investoren. Ein Ort, an dem sich Angebot und Nachfrage treffen. Ein Ort, wo Finanzierung für wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel gesichert werden kann. Aber auch ein Ort, der die Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen, Industriesektoren sowie ganzen Volkswirtschaften weltweit ermöglicht.

Doch in Deutschland beteiligen sich daran noch zu wenige private Investoren. Sie mehr für Börse und Aktien zu begeistern, sollte im Mittelpunkt von Politik und Finanzakteuren stehen. Das zeigt auch die Resonanz aus Politik und Wirtschaft auf die Ergebnisse der kürzlich stattgefundenen Tagung des Finanzplatzkabinetts. Mehr über das Thema Finanzen reden – wie anlässlich des Starts der Finanzbildungs-App Seasn – ist ein guter Anfang. Gerade im letzten Jahr haben die vielen Diskussionen um die kapitalgedeckte Altersvorsorge dem Kapitalmarkt in Deutschland gutgetan. Aber nicht nur die Finanz-App aus der Frankfurter Goethe-Universität oder die Diskussionen zu den Themen Altersvorsorge und Investieren am Kapitalmarkt helfen, unsere Kapitalmarktkultur weiterzuentwickeln. Es sind auch die Angebote und Produkte von uns Finanzakteuren, die Menschen auf den Kapitalmarkt aufmerksam machen und das Bewusstsein für dessen Relevanz nachhaltig stärken.

ETFs zentral für Kapitalmarktkultur
ETFs sind ein solches Produkt: Basierend auf den Grundlagen der Portfoliotheorie von Harry Markowitz, entwickelte John Bogle später den Indexfonds als Vorläufer der ETFs. In den 2000ern sind ETFs in Europa gelandet – und haben mit ihrer Kombination aus passivem Investmentansatz und kostengünstigem Börsenhandel den Kapitalmarkt revolutioniert. Sie haben großen Anteil daran, dass es in Deutschland mehr als 12 Millionen Aktiensparer gibt.

Das Interesse im Markt wächst kontinuierlich: Waren im Jahr 2000 rund 80 Milliarden Euro weltweit in ETFs investiert, liegt der gesamte ETF-Markt aktuell bei mehr als 14 Billionen Euro. Prognosen sehen vor, dass sich dieser Markt bis 2030 verdoppeln könnte. ETFs sind gekommen, um zu bleiben – und ihre Bedeutung für Anleger wird in Zukunft weiter wachsen. Sie sind nicht nur für die Kapitalmarktkultur in Deutschland zentral, sondern auch für den Vermögensaufbau von Anlegern.

ETF-Handel feiert Silberhochzeit
Es ist klar, dass wir für unser Alter vorsorgen und den Kapitalmarkt einbeziehen sollten. Jahr für Jahr zeigt der norwegische Staatsfonds auf, welche beeindruckende Rendite am Kapitalmarkt möglich ist. Mehr als 200 Milliarden Euro oder 13 Prozent hat der Fonds im letzten Jahr erzielt für die mehr als fünf Millionen Norweger. Das können Anleger hierzulande auch mit ETFs erreichen. Die Renditedreiecke des Deutschen Aktieninstituts unterstreichen das Potenzial unseres Kapitalmarkts und welche Rolle dieser für den Vermögensaufbau spielt. Das zeigt: Eine nachhaltige Altersvorsorge gelingt nur mit dem Kapitalmarkt und stärkt den Zugang zu Wohlstand – ETFs sind dafür prädestiniert.

Dieser Siegeszug der ETFs ist eng verknüpft mit der Deutschen Börse. Im April 2000 waren wir die erste Börse in Europa, die den damals noch jungen ETF-Handel nach Europa holte. Die ersten beiden gelisteten ETFs auf europäische Indizes von STOXX ermöglichten, dass Privatanleger erstmals mit einem börsengehandelten Fondsprodukt ganze Märkte abdecken konnten. Heute, 25 Jahre später, gibt es weltweit über 11.000 ETFs. Im Jahr der Silberhochzeit werden auf Xetra und Börse Frankfurt mehr als 2.300 ETFs von 36 Emittenten angeboten, das monatliche Handelsvolumen liegt bei 18 Milliarden Euro.

Besseres Xetra für Anleger
Damit ist Xetra seit 25 Jahren Marktführer für börsennotierte ETFs in Europa. In Europa hat der Xetra-Handel einen Marktanteil am börslich gehandelten ETF-Volumen von rund 30 Prozent. Waren ETFs in den ersten Jahrzehnten vor allem ein von Profis genutztes Instrument, entdeckten immer mehr Privatanleger die Produkte für sich. Der Anteil der Anleger am ETF-Handelsvolumen liegt aktuell bei 13 Prozent, gemessen an der Anzahl der Transaktionen sogar bei mehr als einem Drittel. ETFs haben die Geldanlage im großen Stil demokratisiert – und die Deutsche Börse ist eng mit dieser ETF-Historie verwoben.

Unsere Spitzenposition im europäischen ETF-Handel bauen wir zudem durch innovative Angebote und Services auf Xetra weiter aus. Mit dem Launch unseres neuen Xetra Retail-Angebots für Aktien und ETFs setzen wir Maßstäbe im Handel für Privatanleger. Durch den neuen Service profitieren diese beim Aktien- und ETF-Handel auf Xetra von vielen Vorteilen. Im Kern erhalten Privatanleger beste Ausführungspreise dank zusätzlicher Liquidität von spezialisierten Anbietern, die die Ausführungs- und Preisqualität gegenüber anderen Handelsplätzen in Deutschland nochmals deutlich erhöhen. Damit festigt Xetra seine Position als Referenzbörse weiter – zusätzlich zur bewährten hohen Handelsqualität, die allen Marktteilnehmern ein Höchstmaß an Vertrauen und Zuverlässigkeit bietet.

2025 muss Jahr der Kapitalmarktkultur werden
Für Privatanleger bietet die Börse eine Vielzahl von Möglichkeiten, an den Erfolgen von Unternehmen teilzuhaben und den eigenen Vermögensaufbau anzugehen. Die Erfolgsgeschichte der ETFs unterstreicht das. Sie zeigt, dass die Deutsche Börse vor 25 Jahren den Nerv der Zeit getroffen hat, ETFs erstmals nach Europa geholt zu haben. Gleichzeitig bleibt es auch im Jubiläumsjahr unser Anspruch, den ETF- und Aktienhandel auf Xetra attraktiver für Privatanleger zu machen.

Hier muss ebenfalls eine neue Regierung entschlossen ansetzen, den Schwung des letzten Jahres durch die vielfältigen Initiativen für den Finanzplatz Deutschland weiter zu verstärken. Wichtig wäre, Vorschläge zur zukunftsfähigen Altersvorsorge und zum breiteren Zugang zu Aktien zu adressieren. Denn Deutschland kann sich nicht mehr leisten, die Relevanz des Kapitalmarkts zu ignorieren. Wir alle sollten breite Bevölkerungsschichten mehr unterstützen, an Wachstum und Wertschöpfung teilzuhaben. Dass wir als Finanzmarktakteure Impulse wie mit der Seasn-App setzen, über Finanzbildung gezielt zu sprechen und Anlegern ermöglichen, den Vermögensaufbau mit Aktien und ETFs ohne große Hürden anzugehen. Und dass die Politik wie mit dem Finanzplatzkabinett beherzte Vorstöße macht, welche Rolle der Kapitalmarkt für eine nachhaltige Altersvorsorge spielen kann. Dann wird das Jahr 2025 auch ein Jahr der Kapitalmarktkultur.

Der Artikel ist zuerst in der Sonderbeilage "Finanzplatz Frankfurt" der Börsen-Zeitung am 1. März 2025 erschienen.